Aus
gegebenem Anlass schreibe ich heute, verehrter Leser, über eine Festivität, die
eine halbe Weltreise hinter sich hat. „There and back again“ sozusagen.
Das
Wort Halloween entstand durch eine Kontraktion (Zusammenziehung) des
eigentlichen Namens All Hallows‘ Eve – also Abend vor Allerheiligen. Lange
vermutete man als Ursprung keltische Bräuche, ein Mischmasch aus
Sommersonnenwende, Erntedank und Fest für den hauseigenen Totengott Samhain.
Aktuellere Forschungen sehen hierzu keine direkte Verbindung mehr. Irland wurde
sehr früh christianisiert und das Anknüpfen an alte keltische Traditionen war
wohl nur ein Wunsch der keltischen Renaissance des 19. und 20. Jahrhunderts –
genauso wie man sich heutzutage eine retro Matte aus den 80ern tischlern lässt
und dazu in die passenden vintage clothes springt – früher war halt nun mal
wirklich alles einfach besser…
Kürbisschnitzereien,
trick or treat, Verkleidungen, das alles hatten irische Emigranten im Gepäck,
als sie, wegen der Erdkästenfäule, in die Vereinigten Staaten auswanderten. Das
war in den 1840ern. 150 Jahre später kommt die Retourkutsche.
Erstaunlicherweise verbreitet sich Halloween von Frankreich*
aus über ganz Europa. Ganz Europa? Nein, denn bei mir zu Hause heißt das Ganze
immer noch Allerheiligen und das bedeutet für jeden gut indoktrinierten Katholiken
bei Wind und Wetter auf den Friedhof zu pilgern und sich in gerührter Andacht
das verlängerte Rückenmark abzufrieren, während der Pfarrer über Toleranz gegenüber
anderen Religionen philosophiert, mit der abschließenden Conclusio: eh ganz
nett, aber nur wir haben den Herrn Jesus Christus, mit ihm die Auferstehung,
das ewige Leben und die Anderen haben Pech gehabt.**
Mit solch tiefgründigen Gedankenströmen konfrontiert, muss man sich unweigerlich
seinen eigenen letzten Gang ausmalen.
Wenn
ich diese bescheidene Lebensebene verlassen werde, dann hätte ich gerne, dass
dieses Lied gespielt wird, während sie mich in die Grube hieven:
Nein
Mann, ich will noch nicht gehn, ich will noch ein bisschen tanzen – genau das
bringt die Sache doch auf den Punkt, verehrter Leser, oder etwa nicht?
Bescheidene Lebensebene hin oder her.
Mit
herzlichem Gruß an die Lebenden und die Toten,
Ramon
Sanchez W.
*Franzosen sind nicht unbedingt dafür bekannt, fremdes Kulturgut so ohne
weiteres aufzunehmen. Besonders bei ihrer Sprache sind sie unglaublich
pedantisch. Man stelle sich das so vor: Die Académie française, ein Gremium
aus 40 Personen, verhandelt über Jahre hinweg, ob ein bestimmtes Fremdwort in
den offiziellen Wortschatz der Nation aufgenommen oder doch ins Französische
übersetzt wird – so schafft man Arbeitsplätze!
**Um
das durchzustehen braucht man mindestens einen genauso langen Atem, wie beim
lauten Aussprechen dieses überlangen Satzes.