Donnerstag, 27. März 2014

A Gentleman‘s Game








Der Weg ist ein gar wunderlich Ding. Obwohl er das Ziel ist, führt er doch immer wieder nach Rom, aber niemals vorbei an dieser einen Sache…the esctasy of steel and flesh…sweat and muscle…and rage…WAR! Die Wahrheit ist, verehrter Leser, nichts führt vorbei an der unumstößlichen Wahrheit, dass die archaische Natur des Menschen der Drang ist, sich gegenseitig kräftig auf die Fresse zu haun. Und weil es auf dieser Welt einfach zu wenige Kriege gibt in denen man in seiner Freizeit einmal kurz für ein paar Stunderln partizipieren könnte, hat man über die Jahrhunderte verschiedenste Strategien entwickelt, um diesen Watschendrang / Tetschndrang* unter Kontrolle zu halten. Zu den ältesten und erfolgreichsten dieser Strategien gehört der sportliche Wettkampf. Gegeneinander die Körperkräfte messen, das ganze eingebettet  in ein gestrenges Regelkorsett, denn sonst tut sich noch einer weh und heult dann bitterlich. Nun gibt es viele Wettkämpfe dieser Art - laufen, schwimmen, boxen, fingerhakeln...für die absolute Königsklasse müssen wir aber (wieder einmal…) in die griechische Antike blicken.

Der aufgeweckte Blick erkennt: Je blutroter umso actionreicher. Aber wer hat schon Zeit und Geld um für eine schnelle Ketscherei (Schlägerei) nach Zentralafrika oder in den Nahen Osten zu latschen?!?

Nun wissen wir spätestens seit dem Jahr 2006** allesamt, dass die coolsten Killermaschinen der Antike die karmesinrotberobten Spartaner sind – aber außerhalb von SPARTAAAAA leben nicht nur Philosophen und Boylovers, so wie uns das Leonidas weismachen will. Die Küsten der Ägäis sind gespickt mit muskelbepackten Opfern des Tetschndrangs. Solange persische Watschnbaama*** im Land sprossen, war das alles kein Problem, doch irgendwann war das Land eben abgewatscht und man brauchte eine neue Beschäftigungstherapie für die Gewaltsüchtler. Vorhang auf für den großartigsten Sport aller Zeiten: Pankration!**** Die mythologischen Wurzeln dieses Sports liegen im Kampf von Herakles vs. Nemëischer Löwe und Theseus vs. Minotaurus, ohne Waffen und Skrupel. Das Wort setzt sich aus den Teilen „pan“ (alles) und kratos (Kraft) zusammen. Ein Pankratiast ist also ein Mensch, der alles kontrolliert - anything goes! Erlaubt sind Schläge, Tritte, Kniestöße, Ellenbogenstöße, Würfe, Würgegriffe im Stand sowie im Bodenkampf. Nur das Beißen, Eindrücken der Augen und malträtieren der Weichteile war verboten. Gekämpft wurde ohne Schutzkleidung und mit bloßen Händen auf lockerem Sand. Es gibt keine Punkte für Treffer oder ein anderes abstruses Wertungssystem – der Sieg führt nur über Knockout / Aufgabe / Tod des Kontrahenten. Verlierer verließen den Ring oft genug verkrüppelt. Manche Teilnehmer mussten posthum zum Sieger erklärt werden.

Pankratiasten im Bodenkampf

Pankration war eine Disziplin der Panhellenischen Spiele.***** Sieger der Spiele wurden über mehrere Generationen verehrt. Es folgen einige der meanest motherf*ckers dieses Sports. Theogenes aus Thasos ist zwanzigfacher Gewinner im Pankration. Insgesamt werden ihm 1400 Siege bescheinigt (inklusive aller einzelnen Kampfrunden). Im Faustkampf (mit Bandagen) war er 22 Jahre lang unbesiegt. Seiner Siegerstatue in Olympia wird eine heilende Kraft nachgesagt. Dioxippos aus Athen wurde 336 v. Chr. kampflos zum Sieger ernannt – alle potenziellen Gegner hatten plötzlich andere Verpflichtungen… Wenn er nicht gerade Leute im Ring auseinandernahm, machte er dasselbe auf dem Schlachtfeld im Dienste von Alexander des Großen. Die Hobbys von Polydamas aus Skotoussa waren Pankration, Löwen ohne Waffen töten und Streitwägen im vollen Galopp anhalten. Arrhichion von Phigalia verteidigte 564 v. Chr. seinen Titel erfolgreich und starb dabei. Die Kontrahenten hatten sich im gegenseitigen Würgegriff. Arrhichion wurde gerade der Brustkorb eingedrückt. Er weigerte sich aber aufzugeben, brach  stattdessen seinem Gegner den Fuß. Vor Schmerzen musste dieser aufgeben. Doch gleichzeitig erlag der Champion seinen Verletzungen - er erstickte.

Angebliche Darstellung von Theogenes aus Thasos - nachdem er jemanden im Faustkampf die Fresse aufpoliert hat

Heute findet gerade eine kleine Renaissance des stilfreien Allkampfes statt. Mixed Martial Arts ist in den USA dick da. Eine moderne Version des Pankration wird in Griechenland und Kanada (weil einige Exilgriechen) immer beliebter. Bei diesen Sportarten verzichtet man allerdings nicht auf Zahnschutz, Handschuhe und teilweise Kopfschutz – tja, früher war halt doch noch alles besser!

Das meint zumindest der hier Schreibende,
R.W.


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*Für alle, die der österreichischen Mundart nicht mächtig sind: Drang sich zu ohrfeigen. Vergleiche dazu: Jemanden eine woschn / watschn / anrauchn / kleschn / aufbrennen / wichsen / fotzn / etc.

**Ja, auch daran führt kein Weg vorbei: http://www.imdb.com/title/tt0416449/?ref_=nv_sr_2

***Ein Baum, dessen Früchte die Watschen sind. Wer daran rüttelt, benimmt sich dergestalt, dass er körperliche Bestrafung zu erbetteln scheint.

****Die Betonung liegt auf dem zweiten „a“ und das „ti“ wird nicht als Z-Laut gesprochen.

*****Bestehen aus den Olympischen, Pythischen, Nemëischen und Isthmischen Spielen.

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