Der
Weg ist ein gar wunderlich Ding. Obwohl er das Ziel ist, führt er doch immer
wieder nach Rom, aber niemals vorbei an dieser einen Sache…the esctasy of steel
and flesh…sweat and muscle…and rage…WAR! Die Wahrheit ist, verehrter Leser,
nichts führt vorbei an der unumstößlichen Wahrheit, dass die archaische Natur
des Menschen der Drang ist, sich gegenseitig kräftig auf die Fresse zu haun.
Und weil es auf dieser Welt einfach zu wenige Kriege gibt in denen man in
seiner Freizeit einmal kurz für ein paar Stunderln partizipieren könnte, hat
man über die Jahrhunderte verschiedenste Strategien entwickelt, um diesen Watschendrang
/ Tetschndrang* unter Kontrolle zu halten. Zu den ältesten und erfolgreichsten
dieser Strategien gehört der sportliche Wettkampf. Gegeneinander die
Körperkräfte messen, das ganze eingebettet
in ein gestrenges Regelkorsett, denn sonst tut sich noch einer weh und
heult dann bitterlich. Nun gibt es viele Wettkämpfe dieser Art - laufen,
schwimmen, boxen, fingerhakeln...für die absolute Königsklasse müssen wir aber
(wieder einmal…) in die griechische Antike blicken.
Der aufgeweckte
Blick erkennt: Je blutroter umso actionreicher. Aber wer hat schon Zeit und
Geld um für eine schnelle Ketscherei (Schlägerei) nach Zentralafrika oder in den
Nahen Osten zu latschen?!?
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Nun
wissen wir spätestens seit dem Jahr 2006** allesamt, dass die coolsten Killermaschinen
der Antike die karmesinrotberobten Spartaner sind – aber außerhalb von
SPARTAAAAA leben nicht nur Philosophen und Boylovers, so wie uns das Leonidas
weismachen will. Die Küsten der Ägäis sind gespickt mit muskelbepackten Opfern
des Tetschndrangs. Solange persische Watschnbaama*** im Land sprossen, war das
alles kein Problem, doch irgendwann war das Land eben abgewatscht und man
brauchte eine neue Beschäftigungstherapie für die Gewaltsüchtler. Vorhang auf
für den großartigsten Sport aller Zeiten: Pankration!**** Die mythologischen
Wurzeln dieses Sports liegen im Kampf von Herakles vs. Nemëischer Löwe und Theseus
vs. Minotaurus, ohne Waffen und Skrupel. Das Wort setzt sich aus den Teilen „pan“
(alles) und kratos (Kraft) zusammen. Ein Pankratiast ist also ein Mensch, der
alles kontrolliert - anything goes! Erlaubt sind Schläge, Tritte, Kniestöße,
Ellenbogenstöße, Würfe, Würgegriffe im Stand sowie im Bodenkampf. Nur das
Beißen, Eindrücken der Augen und malträtieren der Weichteile war verboten.
Gekämpft wurde ohne Schutzkleidung und mit bloßen Händen auf lockerem Sand. Es
gibt keine Punkte für Treffer oder ein anderes abstruses Wertungssystem – der Sieg
führt nur über Knockout / Aufgabe / Tod des Kontrahenten. Verlierer verließen
den Ring oft genug verkrüppelt. Manche Teilnehmer mussten posthum zum Sieger erklärt
werden.
Pankratiasten im Bodenkampf |
Pankration
war eine Disziplin der Panhellenischen Spiele.***** Sieger der Spiele wurden
über mehrere Generationen verehrt. Es folgen einige der meanest motherf*ckers
dieses Sports. Theogenes aus Thasos ist zwanzigfacher Gewinner im Pankration. Insgesamt
werden ihm 1400 Siege bescheinigt (inklusive aller einzelnen Kampfrunden). Im
Faustkampf (mit Bandagen) war er 22 Jahre lang unbesiegt. Seiner Siegerstatue in
Olympia wird eine heilende Kraft nachgesagt. Dioxippos aus Athen wurde 336 v.
Chr. kampflos zum Sieger ernannt – alle potenziellen Gegner hatten
plötzlich andere Verpflichtungen… Wenn er nicht gerade Leute im Ring
auseinandernahm, machte er dasselbe auf dem Schlachtfeld im Dienste von
Alexander des Großen. Die Hobbys von Polydamas aus Skotoussa waren Pankration,
Löwen ohne Waffen töten und Streitwägen im vollen Galopp anhalten. Arrhichion von
Phigalia verteidigte 564 v. Chr. seinen Titel erfolgreich und starb dabei. Die
Kontrahenten hatten sich im gegenseitigen Würgegriff. Arrhichion wurde gerade
der Brustkorb eingedrückt. Er weigerte sich aber aufzugeben, brach stattdessen seinem Gegner den Fuß. Vor
Schmerzen musste dieser aufgeben. Doch gleichzeitig erlag der Champion seinen
Verletzungen - er erstickte.
Angebliche Darstellung von Theogenes aus Thasos - nachdem er jemanden im Faustkampf die Fresse aufpoliert hat |
Heute
findet gerade eine kleine Renaissance des stilfreien Allkampfes statt. Mixed
Martial Arts ist in den USA dick da. Eine moderne Version des Pankration wird
in Griechenland und Kanada (weil einige Exilgriechen) immer beliebter. Bei
diesen Sportarten verzichtet man allerdings nicht auf Zahnschutz, Handschuhe
und teilweise Kopfschutz – tja, früher war halt doch noch alles besser!
Das
meint zumindest der hier Schreibende,
R.W.
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*Für
alle, die der österreichischen Mundart nicht mächtig sind: Drang sich zu
ohrfeigen. Vergleiche dazu: Jemanden eine woschn / watschn / anrauchn / kleschn
/ aufbrennen / wichsen / fotzn / etc.
**Ja,
auch daran führt kein Weg vorbei: http://www.imdb.com/title/tt0416449/?ref_=nv_sr_2
***Ein
Baum, dessen Früchte
die Watschen
sind. Wer daran rüttelt, benimmt sich dergestalt, dass er körperliche Bestrafung zu erbetteln scheint.
****Die
Betonung liegt auf dem zweiten „a“ und das „ti“ wird nicht als Z-Laut gesprochen.
*****Bestehen
aus den Olympischen, Pythischen, Nemëischen und Isthmischen Spielen.