Vor nicht allzu langer Zeit begab es
sich, verehrter Leser, dass der hier Schreibende zum großen Internet-Orakel
pilgerte, ihm die Gaben darbrachte und mit einem Flüstern auf den Lippen um
eine Antwort auf die folgende Frage bat:
„Eliza Coupe…“
Doch das Orakel fiel ihm sogleich ins
Wort und rief nur hastig:
„Füße?!?!“
Ja, es ist wahr, verehrter Leser, wenn
man die gute Frau googelt*, werden einem kurzerhand Bilder ihrer Füße vorgeschlagen.
Google denkt für dich, davon ist der Schreibende überzeugt, und er folgte dem
Rat des Orakels. So fand er heraus, dass eine Datenbank mit gesammelten Bildern
von Füßen (mehr oder weniger) berühmter Frauen existiert**. Und das brachte ihn
wiederum dazu, über verschiedene sexuelle Fetische, und deren Akzeptanz im Lauf
der Geschichte, nachzudenken.
Stein des Anstoßes |
Der wohl bekannteste Fetisch wird für gewöhnlich
als Sadomasochismus, SM oder Sado-Maso bezeichnet.*** Ist man vom Fach, wird der
Begriff BDSM verwendet. Er setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der englischen
Bezeichnungen Bondage & Discipline, Dominance & Submission und Sadism
& Masochism. BDSM umschreibt verschiedene Verhaltensweisen, meist sexueller
Natur, die im Zusammenhang mit Dominanz, Unterwerfung, Fesselungsspielen und
dem lustvollen Zufügen oder Empfangen von Schmerz stehen.
Kern all dieser Praktiken ist, dass sich
die Beteiligten freiwillig in ein Machtgefälle begeben. Der devote Partner
(Bottom) gibt einen Teil seiner Macht auf, und übergibt ihn an den dominanten
Partner (Top). Heilige Dreifaltigkeit und Grundregel jeder BDSM-Praktik ist SSC
(safe, sane, consensual) – jedes Vorgehen soll sicherheitsbewusst, mit gesundem
Menschenverstand und in beiderseitigem Einverständnis erfolgen.
Reitgerte als klassisches Symbol für Dominanz |
Im 18. Jahrhundert lebte ein Mann, der
hieß Donatien-Alphonse-Francois de Sade (1740-1814).**** Dieser feine
französische Adelige verliebt sich eines Tages in die junge Anne-Prospère de
Montreuil. Unter dem Druck der Eltern heiratet er allerdings deren Schwester –
die alte Kartonage Renèe Pèlagie. Als Entschädigung gibt es zumindest reichlich
Zaster – Sade hat damit ausgesorgt. Für verheiratete Männer seines Standes war
es damals üblich, „Beziehungen“ zu Schauspielerinnen und Kurtisanen zu
unterhalten. Dem Alphonse, kein Kind von Traurigkeit, ist allerdings furchtbar
fad und, wir wissen es alle, wer das Gold hat, macht die Regeln, nicht?
ER schon wieder? |
So feiert er regelmäßig Orgien, lädt
dazu gleichgesinnte Männer und Frauen ein, andere bezahlt er für ihre
Anwesenheit und wieder andere zwingt der mächtige Alph einfach zur Teilnahme.
Schön langsam häufen sich die Vorwürfe der Entführung und schwerer Misshandlung
durch Auspeitschen. Schließlich beschuldigen ihn zwei Damen aus dem
horizontalen Gewerbe – Alph hat sie, ohne ihr Wissen, unter Drogen gesetzt, und
sie so zu Analverkehr und Gruppensex gefügig gemacht. Dafür gab’s die
Todesstrafe.
Alph packt kurzerhand seine Schwägerin
Anne-Prospère ein, und flüchtet mit ihr nach Italien. Er wird allerdings
aufgegriffen, nach Paris gebracht und in den Kerker geworfen. Die Todesstrafe
bleibt ihm erspart. Im Häfn genießt er durch den Namen seiner Familie eine
Sonderstellung. Er lässt sich Bücher bringen und beginnt über Philosophie,
Religion und Moral zu schreiben.***** Im Sog der französischen Revolution kommt
er frei, amtiert als Richter, muss wieder ins Gefängnis, wieder Freiheit,
Napoleon kastelt ihn wieder ein, Alph stirbt in Haft.
Gilrs gone Alph |
Die Zensur hatte schon immer Heißhunger
auf Sades Werke. Noch im Jahre 1963 wird „Die Philosophie im Boudoir“ von der
deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Schriften indiziert. Nur 60
Jahre später erscheint von der britischen Mutter und Hausfrau Erika Leonard ein
Bücherl mit Namen „Fifty Shades of Grey“. Detailreich wird darin über
BDSM-Praktiken berichtet, bei den Kritikern fällt es durch, die gesamte
Trilogie verkauft sich freilich über 70 Millionen Mal, die Verfilmung wird für
2015 erwartet.
Zu Recht fragst du dich nun, verehrter
Leser, nach der Moral dieser Geschichte und ich beantworte sie dir gerne:
1) Werde reich.
2) Benutze deinen Reichtum (<=>
Macht) um etwas uneingeschränkt und abstrus Skandalöses auszuleben. Nur keine
Scheu!
3) Lass dich dafür verurteilen und stirb
in der Folge arm und ohne Freunde.
4) 200 Jahre später greift jemand deine
Ideen auf und verdient sich damit dumm und dämlich.
5) Kurz darauf erscheint ein neuer
Beitrag mit reißerischem Titel in „Der Stein des Anstoßes“.
6) Im Beitrag wird dein Name genannt –
das verhilft dir zu unendlichem Weltruhm.
7) Google denkt für dich!
8) Google denkt für dich!
9) Google de…
…
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*Das klingt unfassbar schweinisch, oder?
Das Wort findet sich übrigens seit 2004 im Duden
***Der Name bezieht sich auf Leopold
Ritter von Sacher-Masoch, einen österreichischen Schriftsteller des 19.
Jahrhunderts, der vor allem für seine Novelle „Venus im Pelz“ bekannt ist.
Darin beschreibt er eine sadomasochistische Beziehung zwischen Mann (unterwürfig)
und Frau (dominant). Es ist ein durchdachter und oft kritischer Text, besser
als sein Ruf.
Zitat daraus:
„Daß das Weib, wie es die Natur
geschaffen und wie es der Mann gegenwärtig heranzieht, sein Feind ist und nur
seine Sklavin oder seine Despotin sein kann, nie aber seine Gefährtin. Dies
wird sie erst dann sein können, wenn sie ihm gleich steht an Rechten, wenn sie
ihm ebenbürtig ist durch Bildung und Arbeit.“
****Von seinem Namen hat man den Begriff
Sadismus abgeleitet.
*****Ein Hoch auf den zweiten
Bildungsweg!