Mittwoch, 6. November 2013

Olymp der Männlichkeit

Es steht außer Frage, verehrter Leser, dass 300* das großartigste Filmartefakt ist, das jemals von Manneshand geschaffen wurde. Und wäre es uns 22 Jahre früher geschenkt worden, dann hätte sich ein gewisser H. Grönemeyer damals nicht fragen müssen: „Wann ist der Mann ein Mann?“ Nein, er hätte sich nur ins örtliche Lichtspielhaus begeben müssen


Aber jetzt einmal ehrlich – was könnte männlicher sein, als halbnackte Männer mit eingeölten Muskeln, die sich gegenseitig mit Speeren aufspießen? Natürlich nichts! Denn schon die alten Griechen wussten, dass ein ideal gebauter Körper, einen idealen Geist spiegelt. Darum würde es einem waschechten Spartaner auch nicht im Traum einfallen, etwas über seinen Leder-Speedo drüber zu ziehen, wenn er kurz zum Zigarettenautomaten am Eck geht.


Der gute Ephialtes hält sich zwar auch an diese Devise, nur sein Makel ist dadurch freilich für jeden erkennbar. „Hah, kein Problem! Wir schlüpfen einfach in diese wohlig warmen Baumwollkutten“, denken sich die Ephoren** und glauben, dass sie damit durchkommen. Doch weit gefehlt! Wir wissen, wer sich verhüllt, versucht das Schlechte zu verbergen. Dass sich die Unsterblichen von Kopf bis Fuß eingewickelt haben, sogar Masken tragen, spricht dabei für sich selbst.


„Und was ist mit Gottkönig Xerxes? Der ist doch auch groß, muskulös und trägt ein Höschen!“ Ein vortrefflicher Einwand, verehrter Leser! Aber sehen wir uns diesen Xerxes doch etwas genauer an. Außer rumstehen, seine Kettchen und Ringe polieren und Wurfspeeren ausweichen, tut der Junge ja nicht gerade viel. Dementsprechend sanft und blass ist seine Haut. Der Spartaner ist prinzipiell blutüberströmt,*** seine Haut ist braun gebrannt und vom Wetter gegerbt.**** Xerxes macht sich nicht die Hände schmutzig. Der Spartaner aber trägt aktiv zum Tod seiner Feinde bei, indem er sie, innerhalb eines kriegerischen Rahmens versteht sich, zu Hackfleisch verarbeitet – also das Männlichste, das man überhaupt tun kann.
 

Als der Prototyp des Männlichen schlechthin, wird uns Spartaner-König Leonidas vor die Retina geparkt. Er ist physisch und psychisch stark. Auch wenn ihn die Sorgen der Welt plagen, befriedigt er seine Frau mit stahlharter Manneskraft. Er handelt, wenn andere diskutieren und streiten. Beim Erreichen seiner Ziele nimmt er keine Abkürzungen. Er ist zu seinen Männern hart aber gerecht. Er scheut sich nicht davor, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und geht kalkulierte Risiken ein. An erster Stelle stehen für ihn immer die Belange seiner Stadt bzw. seiner Bürger, erst danach folgt das restliche Land. In Zeiten von korrupten Politikern und gesichtslosem Beamtentum ist Leonidas ein Mann, der zu seinem Wort steht und die Konsequenzen seiner Handlungen trägt, er ist ein Mann mit echten Werten.
 

Aber mit einer Sache hatte der Herr Grönemeyer dann doch schon damals recht, verehrter Leser, denn „Männer sind auch nur Menschen“ und wer das nicht wahrhaben will, wird von Leonidas in die bodenlose Grube gekickt.


Until I come back, with my shield, or on it,
R. Double U

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**Sie waren eigentlich Beamte und kümmerten sich um Volksversammlungen, Recht, Ernährung, Gesundheit und korrektes Aussehen – also quasi EU-Parlament.
***Ein Nebeneffekt ihres Berufs. Eine Schmutzzulage ist mir aber nicht bekannt.
****They don’t always fight in the shades!

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