Es steht außer Frage, verehrter Leser,
dass 300* das großartigste
Filmartefakt ist, das jemals von Manneshand geschaffen wurde. Und wäre es uns
22 Jahre früher geschenkt worden, dann hätte sich ein gewisser H. Grönemeyer
damals nicht fragen müssen: „Wann ist der Mann ein Mann?“ Nein, er hätte sich
nur ins örtliche Lichtspielhaus begeben müssen
Aber jetzt einmal ehrlich – was könnte
männlicher sein, als halbnackte Männer mit eingeölten Muskeln, die sich
gegenseitig mit Speeren aufspießen? Natürlich nichts! Denn schon die alten Griechen
wussten, dass ein ideal gebauter Körper, einen idealen Geist spiegelt. Darum würde
es einem waschechten Spartaner auch nicht im Traum einfallen, etwas über seinen
Leder-Speedo drüber zu ziehen, wenn er kurz zum Zigarettenautomaten am Eck
geht.
Der gute Ephialtes hält sich zwar auch
an diese Devise, nur sein Makel ist dadurch freilich für jeden erkennbar. „Hah,
kein Problem! Wir schlüpfen einfach in diese wohlig warmen Baumwollkutten“,
denken sich die Ephoren** und glauben, dass sie damit durchkommen. Doch weit
gefehlt! Wir wissen, wer sich verhüllt, versucht das Schlechte zu verbergen.
Dass sich die Unsterblichen von Kopf bis Fuß eingewickelt haben, sogar Masken
tragen, spricht dabei für sich selbst.
„Und was ist mit Gottkönig Xerxes? Der
ist doch auch groß, muskulös und trägt ein Höschen!“ Ein vortrefflicher
Einwand, verehrter Leser! Aber sehen wir uns diesen Xerxes doch etwas genauer
an. Außer rumstehen, seine Kettchen und Ringe polieren und Wurfspeeren ausweichen,
tut der Junge ja nicht gerade viel. Dementsprechend sanft und blass ist seine
Haut. Der Spartaner ist prinzipiell blutüberströmt,*** seine Haut ist braun
gebrannt und vom Wetter gegerbt.**** Xerxes macht sich nicht die Hände
schmutzig. Der Spartaner aber trägt aktiv zum Tod seiner Feinde bei, indem er sie,
innerhalb eines kriegerischen Rahmens versteht sich, zu Hackfleisch verarbeitet
– also das Männlichste, das man überhaupt tun kann.
Als der Prototyp des Männlichen
schlechthin, wird uns Spartaner-König Leonidas vor die Retina geparkt. Er ist
physisch und psychisch stark. Auch wenn ihn die Sorgen der Welt plagen,
befriedigt er seine Frau mit stahlharter Manneskraft. Er handelt, wenn andere
diskutieren und streiten. Beim Erreichen seiner Ziele nimmt er keine Abkürzungen.
Er ist zu seinen Männern hart aber gerecht. Er scheut sich nicht davor, unpopuläre
Entscheidungen zu treffen und geht kalkulierte Risiken ein. An erster Stelle
stehen für ihn immer die Belange seiner Stadt bzw. seiner Bürger, erst danach
folgt das restliche Land. In Zeiten von korrupten Politikern und gesichtslosem
Beamtentum ist Leonidas ein Mann, der zu seinem Wort steht und die Konsequenzen
seiner Handlungen trägt, er ist ein Mann mit echten Werten.
Aber
mit einer Sache hatte der Herr Grönemeyer dann doch schon damals recht,
verehrter Leser, denn „Männer sind auch nur Menschen“ und wer das nicht
wahrhaben will, wird von Leonidas in die bodenlose Grube gekickt.
Until I come back, with my shield, or
on it,
R. Double U
_______________________________________
**Sie waren eigentlich Beamte und
kümmerten sich um Volksversammlungen, Recht, Ernährung, Gesundheit und
korrektes Aussehen – also quasi EU-Parlament.
***Ein Nebeneffekt ihres Berufs. Eine
Schmutzzulage ist mir aber nicht bekannt.
****They don’t always fight in the shades!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen